Vortrag: AD(H)S: Eine Modediagnose für Schulprobleme?

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Machen wir unsere Kinder verrückt?“ finden zurzeit eine Reihe von Vorträgen im Deutschen Hygiene Museum statt. Da diese sehr gut mit dem aktuellen Semesterthema korreliert, fanden auch zwei der Vorträge ihren Weg in das Programm.

Am 15.4.16 besuchten so einige Bbr.² den Vortrag zum Thema „AD(H)S: Eine Modediagnose für Schulprobleme?“ Als Referenten waren Prof. Nicole Berger und Prof. Veit Rößner anwesend. Frau Berger ist Erziehungswissenschaftlerin und an der Alberts-Ludwig- Universität Freiburg tätig. Herr Rößner ist Kinder- und Jugendpsychater und leitet am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden das Klinikum für Jugend- und Kinderpsychologie und Psychotherapie.

Den Auftakt des Abends bildeten zwei kurze Vorträge von 15-20min Längte zum Einstieg. Herr Rößner begann. Nach einer kurzen Sensibilisierung für Bildungsthemen und deren Gewicht im öffentlichen Diskurs war es sein Anliegen, das Krankheitsbild ADHS genauer darzustellen: das Zusammenwirken von Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität in Kombination über das normale Maß hinaus grenzte er gegenüber gewöhnlichen Veranlagungen, Defiziten und dem ADS ab. Es folgte ein kleiner Exkurs in den bei ADHS problematischen Bereich der Diagnose und der Entstehungsgründe. Den Abschluss bildeten der Einfluss von exogenen Faktoren sowie generelle
Behandlungsmöglichkeiten.

Es folgte der Vortrag von Frau Becker. Auch sie sprach das Problem der Diagnose an, fokussierte dabei aber das Feld der Fehldiagnosen und diskutierte, wer fähig ist, eine Diagnose ist und wie das Prozedere bis zur Diagnose ist bzw. sein sollte. Danach diskutierte sie die Rolle der Lehrer im Diagnoseprozess und kritisierte auch deutlich, dass Lehrer nicht dazu ausgebildet seien und es auch
nicht ihre Aufgabe sei, ADHS zu diagnostizieren. Bei bestimmten Auffälligkeiten sollten sie vielmehr nur den Anstoß für eine Untersuchung geben. Abschließend kritisierte sie noch die auch in der Gesellschaft sehr inflationäre Benutzung des ADHS Begriffs.
An die Vorträge schloss sich noch eine Podiumsdiskussion an, in der vertieft auf einige Aspekte eingegangen werden konnte und vor allem die Aussagen beider Referenten in Beziehung zueinander
gesetzt wurden, so dass sich ein umfassenderes Gesamtbild ergab.

Abschließend hatte noch das interessierte und überaus zahlreich erschienene Publikum die Möglichkeit Fragen zu stellen.

Domenik Richter Z! x (xxx)