Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Donsbach: „Das Phänomen Pegida“
Im Rahmen des Dresdner Semesterthemas „Die neuen sozialen Protestbewegungen“ beehrte uns am 22. Juni Prof. Dr. Wolfgang Donsbach um zum Phänomen PEGIDA aus Sicht eines Kommunikationswissenschaftlers zu referieren. Prof. Donsbach leitete bis letzten Sommer das Institut für Kommunikationswissenschaft an der TU Dresden und ist z.Z. Seniorprofessor an eben jener.
Den Auftakt bildete der eher negativ besetzte Populismusbegriff. Aufgezeigt wurde die primäre Verbindung mit dem Rechtspopulismus und die Kontroverse innerhalb einer Demokratie, welche sich aus der eigtl. Wortbedeutung ergibt.
Anschließend schwenkte der Vortrag zu PEGIDA um. Dabei betrachteten wir diese Bewegung auf drei geographischen Ebenen: Deutschland, Ostdeutschland und Dresden. Zunächst beleuchteten wir die politische und gesellschaftliche Ausgangslage in Deutschland. Dabei führte Prof. Donsbach drei Punkte an: die große Politikverdrossenheit, ein Gefühl der Unverantwortlichkeit für unsere Demokratie und die Möglichkeit der hohen Themenablenkung. Als ein Phänomen was zunächst nur in Ostdeutschland rezipiert wurde, wurde der Fokus nun darauf eingeschränkt. Die besondere Problematik von Zuwanderung und Migration insbesondere in Sachsen und die verschiedenen Erhebungen zur Fremdenfeindlichkeit wurden dabei beleuchtet. Abschließend galt es noch zu klären, warum PEGIDA ausgerechnet in Dresden entstand. Hierbei musste auch Prof. Donsbach einräumen, dass bis jetzt keine wirkliche Erklärung dafür gefunden wurde, zumal in Dresden eine sehr geringe Ausländerfeindlichkeit gemessen wurde.
Danach beschäftigten uns die Fragen wer demonstrierte und welche Gründe für die hohe Resonanz es gab.
Für die erste Frage nutzte Prof. Donsbach die durchgeführten Umfragen, um ein Profil vom durchschnittlichen PEGIDA-Demonstranten zu zeichnen. Als Erklärung für die hohe Resonanz gab es eine zunächst paradox wirkende Erklärung: durch die Medienfeindlichkeit PEGIDAs (Stichwort Lügenpresse) und dem nicht geben von Interviews beschäftigten sich die Medien erst recht mit den Demonstrationen; denn Informationen über Ziele, Beweggründe etc. sind nur von den Demonstranten selber bzw. den Veranstaltern zu erfahren. Durch die internationale Rezeption von PEGIDA beschäftigten wir uns im Abschluss noch mit einem europäischen Vergleich der Fremdenfeindlichkeit, des Antisemitismus und des Rassismus. Dabei kann man insgesamt festhalten, dass diese Punkte in Deutschland nur durchschnittlich
ausgeprägt sind, während vor allem Länder wie Ungarn mit einer sehr hohen Ausprägung uns stark überraschten.
An den Vortrag schloss sich noch eine sehr ausführliche und langatmige Fragerunde an, welche auch durch die weit ausholenden Erklärungen zustande kam, die dennoch aufschlussreich blieben.
Der VDSt Dresden bedankt sich recht herzlich bei Prof. Donsbach und freut sich auf den Vortrag von Dr. Steven Schäller, welcher unser Semesterthema abrunden wird.